Viel Wodka in Murmansk

Veröffentlicht auf von Martin Franitza

Ein Wodka ist zu wenig. Zwei auch. Mindestens drei oder vier brauchen wir, um den letzten Tag runter zu spülen und ihn in die Vergessenheit zu trinken. Es war der schwerste Tag, der anstrengendste und vor allem der Tag, an den wir uns eigentlich nicht erinnern wollen. Und doch wird er uns unvergesslich bleiben. Vor allem mir, weil ich an der Grenze wie ein Schuljunge immer wieder eine neue Zollerklärung in zweifacher Ausfertigung ausfüllen musste. Es war diese unwahrscheinlich nette Dame vom Zoll, die mir immer wieder klar machte, dass irgendein Kreuzchen in der Zollerklärung nicht stimmte und mir zwei neue Blankozettel hinlegte. Nicht einmal, nicht zweimal und auch nicht dreimal. „Füllen Sie zur Strafe zehnmal die Zollerklärung aus!“ Das schien sie zu sagen, immer wieder. Erst nach zweieinhalb Stunden, also 20 Zollerklärungen später, und nachdem wir das komplette Gepäck des Gespanns durch die Zollabfertigung geschleppt hatten, wurden wir entlassen. Ich glaube auch nur deswegen, weil jetzt Mittagspause war. Und so mies, wie der Tag am Zoll angefangen hatte, so ging er weiter. Ein Wegweiser nach Murmansk führt nach rechts, nach rechts in ein menschenleeres Niemandsland, in dem niemand lebt, in dem uns kein Auto entgegen kommt und in dem wir verdammt verkehrt waren. Ein Militärposten lässt uns passieren, stellt keine Fragen, kontrolliert nur kurz die Pässe und öffnet die Schranke. Ich beobachte den Kilometerzähler. Bald werden wir den Point of no Return erreicht haben. Das Benzin inkl. Reservekanister würde gerade noch bis zur  letzten Tankstelle in Norwegen reichen.  Wir kehren um. Gott-sei-Dank. Wir finden die richtige Straße und bald auch eine Tankstelle.  Der Nachteil: Wir haben verdammt viel Zeit verloren. Und durch die Zeitverschiebung ist es zusätzlich auch noch zwei Stunden später. Die Piste nach Murmansk –oder ist unter der katastrophalen Eisdecke eine Teerstraße- führt durch die Einsamkeit. Dass wir jetzt auf dem richtigen Weg sind, bestätigt nur ein Kontrollposten. Es dämmert und wir sind noch immer unterwegs. Es ist bereits dunkel und wir sind immer noch unterwegs. Genau das wollten wir vermeiden: Eine Fahrt durch die Nacht.

Endlich sehen wir am Horizont den Lichterschein von Murmansk. Aber es dauert immer noch über eine halbe Stunde, bis wir endlich die Stadt erkennen können. Und unsere Unterkunft? Wir fangen uns ein Taxi ein. Völlig durchgefroren und mit den Nerven am Ende beziehen wir unser Hotel.

Heute sieht der Tag wieder freundlicher aus. Mit unserem Taxifahrer erkunden wir Murmansk – und trinken Wodka, nicht einen, nicht zwei, sondern mehrere. Morgen geht es wieder zurück nach Kirkenes. Ich habe nur eine Hoffnung: Dass die unwahrscheinlich nette Dame vom Zoll keinen Dienst hat. Obwohl, im Ausfüllen der Zollerklärung habe ich jetzt echt Übung. Ich könnte sogar die russische Erklärung blind ausfüllen. 

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L
Wow, ich bin wahnsinnig beeindruckt! Ich würde mir das absolut nicht zutrauen. Vor allem wenn man sich das Ganze auf einer Landkarte mal ansieht.<br /> Es ist toll eure Reise immer wieder mal verfolgen zu können. Ich hoffe auch weiterhin ab und zu von eurer Tour lesen zu können. Haltet durch!<br /> <br /> Grüße aus dem VN 800 Forum<br /> Luka
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S
Herzlichen Glückwunsch,<br /> zum erreichen des Ziel`s.<br /> Weiterhin gutes gelingen und viel Spass.<br /> Reiner (Spreedrifter) Forum VN600 and Friends
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E
Hallol Zusammen und herzlichen Glückwunsch zur Zielerreichung. Es macht unheimlichen Spaß euer Abenteuer im Tagebuch zu verfolgen. Kommt heil wieder nachhause. Liebe Grüße sendet euch Chris alias Eismonster aus dem VN800-Forum
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T
Hallo, auch von uns herzlichen Glückwunsch und eine gute Heimreise (ohne Zollkatastophe) Viele Grüße aus München
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K
Hallo ihr Murmanskbezwinger,<br /> unseren allerherzlichsten Glückwunsch und unseren größten Respekt!<br /> Freuen uns auf ein Wiedersehen!<br /> kornelia, guido u. andreas sowie eltern
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